Frauenkirche Dresden
Architekturführer
Dresden wartet mit einer schönen Lage und einer unvergleichlichen Stadtsilhouette auf. Diese Silhouette entfaltet sich besonders eindrucksvoll vom gegenüberliegenden Elbufer aus. Generationen von Künstlern haben ihr Bild festgehalten.
Die Darstellungen Dresdens vom nördlichen Elbufer aus reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück. Auf den ältesten Darstellungen zeigt sich noch der architektonisch unbedeutende Vorgängerbau der Frauenkirche. Er spielte in der Fernsicht der Stadt keine Rolle. Schlossturm und Westbau der Kreuzkirche dominierten das Stadtbild. In den berühmten Stadtveduten Bernardo Bellottos (Canaletto) ist dann die Frauenkirche allgegenwärtig. Während seines Schaffens entstand, zur Mitte des 18. Jahrhunderts, auch der elegante Turm der spätbarocken Hofkirche. Mit dem Neubau der Kreuzkirche (1764-92) und der Errichtung des Neuen Rathauses zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Turmsilhouette der einstigen Residenzstadt vollendet.
Eine wahrlich beherrschende Wirkung hat die Frauenkirche für das Stadtquartier um den Neumarkt. Dieses Quartier, eine der frühen Siedlungszellen Dresdens, war nicht Bestandteil der planmäßig entstandenen mittelalterlichen Stadt. Es lag vor der Stadtmauer, welche entlang der Augustusstraße und Moritzstraße verlief. Erst im 16. Jahrhundert bezog man diese Vorstadt in die nun entstehende Bastionärbefestigung ein. Mit der Wandlung Dresdens zur Barockstadt blieb der Grundriss der linkselbischen Altstadt unverändert. Weiterhin konnte man das regelmäßige Planschema der Gründungsstadt mit dem rechteckigen Altmarkt und die unregelmäßigen Straßenverläufe des Neumarktviertels ablesen.
Dem einstmals dörflichen Charakter der ehemaligen Vorstadt entsprach der bescheidene Vorgängerbau der Frauenkirche. Die mittelalterliche Frauenkirche und der umgebende Friedhof konnten in der aufstrebenden Residenzstadt den Anforderungen barocker Stadtgestaltung in keiner Weise mehr genügen. Mit dem Neubau der Frauenkirche und der geschlossenen Bebauung des Neumarkts und der angrenzenden Straßenzüge mit vier- bis fünfgeschossigen Wohnhäusern entstand eines der schönsten Raumbilder des abendländischen Städtebaus. Dies war vollendet, als beim Wiederaufbau nach den Zerstörungen des Siebenjährigen Krieges (1760) letzte Unregelmäßigkeiten der vormaligen Bebauung beseitigt werden konnten.
Die Perspektiven vom Jüdenhof oder durch die Rampische Straße in Richtung Frauenkirche sind zum Inbegriff der auch bürgerlichen Barockstadt Dresden geworden. Mit dem an historischen Baufluchten orientierten Wiederaufbau des Neumarktquartiers, der die Rekonstruktion zahlreicher Fassaden des 18. und 19. Jahrhunderts einschließt, entstehen die berühmten Raumbilder nun neu.
Texte: Elmar Arnhold
Fotos: Sándor Kotyrba
64 Seiten, 15cm x 15cm, Softcover
ISBN: 978-3-942712-26-2