Kirchen und Klöster
Braunschweiger Land
Architekturführer Arnhold & Kotyrba
15cm x 15cm, Softcover, 64 Seiten
ISBN: 978-3-942712-08-8
Architekturführer Arnhold & Kotyrba
15cm x 15cm, Softcover, 64 Seiten
ISBN: 978-3-942712-08-8
Das Braunschweiger Land ist keine Region, die heute durch eindeutige politische Grenzen gekennzeichnet ist. Es handelt sich um die Landstriche im Osten, Sü-den und Südwesten der alten Landeshauptstadt. Sie repräsentieren in etwa den Kernraum des ehemaligen Herzogtums Braunschweig. Im Norden und Westen war die Grenze des Herzogtums zum Kurfürstentum bzw. Königreich Hannover (ab 1866 Preußen) nur we-nige Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Im Süd-westen Wolfenbüttels verlief in geringer Entfernung die Grenze zum ehemaligen Hochstift Hildesheim, das 1815 an Hannover und 1866 an Preußen fiel.
Die Spuren menschlicher Besiedlung und Tätigkeit rei-chen gerade im Braunschweiger Land außerordentlich weit in die Geschichte zurück. Mit den „Schöninger Speeren“ wurden 1995 die ältesten bisher bekann-ten Jagdwaffen der Menschheit an das Tageslicht ge-bracht. Sie sind mindestens 250.000, möglicherweise sogar 400.000 Jahre alt.
Mit der ersten Erwähnung Schöningens im Jahr 748 trat ein Ort der Region erstmals in die Annalen der überlieferten Geschichte. Zwei Jahrhunderte später stand das Land nördlich des Harzes, der Kernbereich des alten Stammesherzogtums Sachsen, im Zent-rum der historischen Entwicklung. Nach den Teilun-gen des fränkischen Reiches und dem Aussterben der karolingischen Herrscherlinie im ostfränkischen Reich gelangte 919 ein Angehöriger des sächsischen Hochadels zur Würde des ersten deutschen Königs: Heinrich I. Er stammte aus dem Geschlecht der Liu-dolfi nger, die im nördlichen Harzvorland beheimatet waren. Heinrich und seine Nachfolger, die in der Ge-schichtsschreibung als Sachsen oder Ottonen bezeich-net werden, herrschten ein Jahrhundert lang über den jungen Feudalstaat. Davon künden noch heute groß-artige Sakralbauten in Quedlinburg, Gernrode oder Hildesheim.
Mit der 1125 erfolgten Königswahl Lothars III. (von Süpplingenburg) gelangte die Braunschweiger Region unmittelbar in den geschichtlichen Brennpunkt. Damit hob eine Bautätigkeit an, die eine Fülle hochrangiger Baudenkmäler aus dem Mittelal-ter hinterließ. An erster Stelle ist hier die von Lothar selbst initiierte Gründung des Benediktinerklosters Königslutter (Kaiserdom) zu nennen. Unter Heinrich dem Löwen, als Herzog von Sachsen und Bayern zeit-weise einer der mächtigsten Herrscher seiner Zeit, entstanden weitere bedeutende Sakralbauten und Klosteranlagen. Seine Residenz Braunschweig entwi-ckelte sich zu einem überregionalen Kunst- und Wirtschaftszentrum.
Das 12. und 13. Jahrhundert war die große Zeit der Klöster. Während in Mariental ein Zisterzienserkloster fast vollständig erhalten geblieben ist, beeindruckt die Zisterzienserkirche Riddagshausen mit ihrer gera-dezu monumentalen Größe. Gleichzeitig entstanden die zahlreichen Dorfkirchen, sie prägen noch heute viele Ortschaften und wirken mit ihren wuchtigen Westbauten in die Landschaft.
Das Spätmittelalter (14. und 15. Jahrhundert) war eine Blütezeit der Städte. Braunschweig war nun eine der größten und einfl ussreichsten Städte Nord-deutschlands sowie ein Vorort der Hanse. Die dort in den Jahrzehnten um 1200 begonnenen Pfarrkirchen wurden in den beiden folgenden Jahrhunderten auf-wändig umgebaut und erhielten ihre eindrucksvollen Turmwerke.
In der frühen Neuzeit (16./17. Jahrhundert) erstarkten die Territorialfürsten und bauten ihre Landesherrschaft aus. Die Reformation brachte einen umfassenden Wan-del in Glaubensfragen und kirchlicher Organisation. Nun fungierten die Landesherren wieder als Bauherren der großen Sakralbauten. Die in den 1550er Jahren er-richtete Wolfenbütteler Schlosskapelle ist leider nicht erhalten. Mit der Hauptkirche Beatae Mariae Virginis (BMV) entstand in der Residenz Wolfenbüttel einer der bedeutendsten Kirchenbauten der an Sakralarchitektur eher armen deutschen Renaissance.
In Wolfenbüttel befi ndet sich mit St. Trinitatis auch die wichtigste Barockkirche der Region. In dieser Epoche wurde als besonderer Bautyp die protestantische Pre-digtkirche entwickelt. Gestühle und Emporen sind auf die bestmögliche Hör- und Sichtbarkeit des Predigers ausgerichtet. Dazu gehören auch so genannte Quer-kirchen wie in Salder und die bereits klassizistische Michaeliskirche in Fallersleben.
Das späte 19. Jahrhundert war die große Zeit der Res-taurierungen. Zahlreiche Kirchenbauten wurden baulich erneuert und im Sinne des Historismus ergänzt sowie neu ausgestattet. Davon künden die Ausmalun-gen in Kirchenräumen wie Königslutter, Marienberg oder Kneitlingen.
Einige der wichtigsten und schönsten Kirchenbauten und Klosteranlagen werden hier in Wort und Bild dar-gestellt. Als Verfasser möchten wir zum Besuch dieser einzigartigen Kulturgüter anregen.
Wir danken folgenden Institutionen und Personen für die freundliche Unterstützung bei der Entstehung dieser Veröffentlichung: