Kaiserworth Markt

Seinen Namen bekam das 1494 errichtete Haus vermutlich durch die an der Marktfassade befindlichen Kaiserfiguren. Der Begriff Worth beschreibt eine erhöht liegende Siedlungsstelle in einem Schwemmland. Allein die Lage des Gebäudes direkt am Markt zeigt den Einfluss und die Stellung der einstigen Gewandschneidergilde. Bereits 1274 stand an gleicher Stelle das erste Gildehaus der Tuchhändler. Eine Gilde (Zunft) ist ein Zusammenschluss von ständischen Handwerkern oder Handelstreibenden zur Wahrung und Durchsetzung gemeinsamer Interessen.

Neben Abbildungen von Kaisern befinden sich an der Fassade Figuren von Abundantia (Göttin des Überflusses) und des Herkules, Symbole die den Reichtum der Tuchhändlergilde darstellen.

Das einstige Gildehaus hatte über Jahrzehnte hinweg eine ähnliche Farbgebung wie das Rathaus an der Westseite des Marktes. Erst bei Sanierungsarbeiten 1994 wurden Farbsegmente aus dem 16. Jahrhundert gefunden, die auf eine rötliche Fassade hinwiesen. Das Rot der originalen Farbgebung wurde aus ockerfarbenen Eisenablagerungen der Wasserläufe im Rammelsberg gewonnen.

Zentrales Motiv auf dem Markt ist der Brunnen mit seiner unteren Brunnenschale aus dem 12. Jahrhundert. Sie ist der größte Bronzeguss aus romanischer Zeit. Etwa 100 Jahre später enstand die obere Schale. Mit ihrem Sockel war sie ursprünglich ein eigener Brunnen. Bereits seit 1340 ist der komplette Brunnen Teil des Markt-Ensembles. Bevor er jedoch erst im 19. Jahrhundert in die Mitte des Platzes rückte, stand er nahe der Worthstraße, am Kreuzungspunkt der auf den Markt führenden Straßen. Die Wasserspiele krönt ein vergoldeter Adler. Er symbolisiert den Status der reichsfreien Stadt Goslar. Das Original aus dem 14. Jahrhundert ist im Goslarer Museum ausgestellt.

Dukatenmännchen
Dem Volksmund nach sollten Bürger an der Ecke Markt-Worthstraße, die ihre Schulden nicht bezahlen konnten, im wahrsten Sinne des Wortes ihre Hosen herunterlassen, um zu schauen, ob sie ihr letztes Geld nicht in ihrem Allerwertesten versteckt hatten. Der heute noch landläufig gebräuchliche Begriff „Dukatenscheißer“ stand wohl für diese Anekdote Pate.