Architekturführer

Dom St. Blasii Braunschweig

Braunschweig präsentiert sich heute als moderne Großstadt mit ca. 250.000 Einwohnern. Der alte Stadtkern wird seit Jahrhunderten von den Turmwerken der mittelalterlichen Kirchen geprägt. Nach den umfassenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges sind diese Kirchen für die Identität der Stadt entscheidend. Allen voran die Domkirche St. Blasii. Sie kann als bedeutendstes Baudenkmal Braunschweigs gelten und war architektonisches Vorbild für zahlreiche Sakralbauten in Stadt und Region. Die vielfältigen Aktivitäten der Domgemeinde machen die Kirche noch immer zu einem geistlichen und geistigen Mittelpunkt.

Braunschweig wurde erstmals 1031, in einer Weiheurkunde für die St. Magni-Kirche, als „Brunesguik“ erwähnt. Seinerzeit existierte an Stelle der späteren Burg Heinrichs des Löwen bereits eine Burganlage mit Stiftskirche. Der Grundstein zu dieser Kirche war bereits 1030 durch Markgräfin Gertrud gelegt worden. Auch der Okerübergang war schon vorhanden und Bestandteil eines wichtigen Fernhandelsweges. Damit war eine typische Voraussetzung für die Entstehung einer mittelalterlichen Stadt gegeben: ein Flussübergang, der von einer Burg geschützt und auch kontrolliert wurde. Zu beiden Seiten des Okerübergangs entstanden frühe Marktsiedlungen: im Umfeld der Magnikirche und am heutigen Kohlmarkt.

Unter Herzog Heinrich dem Löwen (reg. 1142-95) entwickelte sich Braunschweig zu einer der größten Städte Norddeutschlands. Heinrich ließ um 1166 das Löwenstandbild und im letzten Viertel des 12. Jahrhundert die Burg Dankwarderode errichten. Das bedeutendste Erbe seiner Herrschaft ist jedoch die Domkirche. Diese ließ der Sachsenherzog nach seiner Wallfahrt in das Heilige Land ab 1173 völlig neu erbauen. Damit schuf er sich, seiner Gemahlin Mathilde und seinen Nachkommen in erster Linie einen monumentalen Grab- und Memorialbau. Zur geistlichen Betreuung bestand das Stift weiter. Daher beinhaltete der Domkomplex ursprünglich auch eine Klausur mit Kreuzgang.

Während sich Braunschweig mit seinen fünf Weichbilden (Teilstädte mit eigenen Ratsverfassungen und Pfarrkirchen) weiter entwickelte, blieben Burg und Dom ein zeremonielles Zentrum der fürstlichen Landeshoheit. Als Braunschweig im Spätmittelter seine Blütezeit als Hansestadt erlebte, erhoben sich die Turmwerke der bürgerlichen Pfarrkirchen schließlich über den unvollendet gebliebenen Westbau des Doms. Die Herzöge wählten Wolfenbüttel zur Residenz, und die Burg geriet in Verfall.

Im 17. Jahrhundert wurde die Burg zu einer Nebenresidenz ausgebaut. Mit dem Absolutismus hielt das Barock Einzug in den Dom, der ab 1671 zur Hofkirche erhoben wurde. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine umfassende Restaurierung und Neuausstattung im Sinne des Historismus. Das opulente Erscheinungsbild des Dominnern verschwand mit dem dunkelsten Kapitel seiner Geschichte: der Umgestaltung zu einer nationalsozislitischen Weihestätte in den 1930er Jahren. Den Zweiten Weltkrieg überstand das Bauwerk glimpflich.

Diese Publikation soll ein großartiges Zeugnis der Kunst- und Kulturgeschichte erschließen und für das historische und religiöse Erbe der Region werben.

Texte: Elmar Arnhold
Fotos: Sándor Kotyrba

64 Seiten, 15cm x 15cm, Softcover
ISBN: 978-3-942712-31-6