Luftbild vom Schloss Wernigerode im Harz mit neugotischem Hauptbau, der Großen Freiterrasse und den Wirtschaftsgebäuden unterhalb aus Nordwesten.

Schloss Wernigerode

Schloss Wernigerode ist das Wahrzeichen der Stadt und der gesamten Umgebung. Auf den ersten Blick erscheint es als Bauwerk des Historismus, doch seine Geschichte reicht weit zurück. Die meisten Gebäudeteile enthalten mittelalterliche oder frühneuzeitliche Bausubstanz, obwohl die umfassende Umgestaltung Ende des 19. Jahrhunderts dem Schloss sein heutiges historistisches Erscheinungsbild verlieh.

Erstmals 1121 wird Graf Adelbertus von Wernigerode erwähnt. Wahrscheinlich wurde zu dieser Zeit am Agnesberg die erste Burg errichtet, erstmals 1213 als „castrum“ überliefert. Die Höhenburg besaß einen ringförmigen Hof, in den Turm und Kapelle integriert waren. Im 13. Jahrhundert wurde die Burg mit weiteren Befestigungen, wie dem Hausmannsturm, verstärkt. Im Laufe der Zeit gerieten die Burgherren immer wieder in Konflikte mit den benachbarten Grafen von Blankenburg und Regenstein.

1429 fiel die Burg nach dem Tod des letzten Wernigeröder Grafen an das Stolberger Grafenhaus. Die Grafen von Stolberg-Wernigerode bauten die Anlage ab dem späten 15. Jahrhundert weiter aus, darunter der Hofstubenbau von 1494 an der Nordseite des Schlosshofes mit Vorhangbogenfenstern. Gleichzeitig wurde ein weiterer Mauerring mit Zwinger angelegt. Um 1500 erhielt die Burg ihren Charakter als befestigte Schlossanlage. Während des Bauernkriegs 1525 bot sie Graf Botho Schutz, im Dreißigjährigen Krieg erlitt sie jedoch erhebliche Schäden.

Trotzdem wurde die Burg weiter zu einem Wohnschloss ausgebaut: Das 1676 errichtete Sommerhaus an der südlichen Hofseite mit Barockportal von 1715 sowie der Renaissance-Treppenturm an der östlichen Hofseite zeugen davon. Graf Christian Ernst (reg. 1710–71) machte Wernigerode wieder zur Residenz und ließ unterhalb des Schlosses einen Terrassengarten sowie 1713–1719 eine barocke Orangerie errichten.

Ab 1862 gestaltete Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode das Schloss zu einem Hauptwerk des Historismus in Norddeutschland um. Unter der Leitung des Architekten Carl Frühling (1839–1912) entstanden neue Türme, Turmbekrönungen, Erker und reich verzierte Fachwerkbauten. Die Schlosskirche St. Pantaleon und Anna (1880 fertiggestellt) ist Teil des östlichen Hofflügels und wurde nach Plänen von Friedrich von Schmidt in Anlehnung an die französische Hochgotik gestaltet.

Der Schlosshof wirkt besonders pittoresk: Terrassen mit Freitreppen, Treppentürme und ein neu errichteter Bergfried beleben die Szene. Graf Otto ließ zahlreiche Innenräume neu gestalten, darunter gotische und Renaissance-vertäfelte Repräsentationsräume. Höhepunkt ist der Festsaal von 1878–1881 mit Wandgemälden von Conrad Beckmann, die historische Szenen der Familie Stolberg-Wernigerode darstellen. Das imposante Haupttreppenhaus verbindet Westflügel und „Steinernes Haus“ und beeindruckt durch Turmüberhöhung und Spindeltreppe.

Das Schloss ist in eine gestaltete Landschaft eingebettet, die Lustgarten, Orangeriegarten, weitläufigen Tiergarten sowie Weinterrassen umfasst. 1945 enteignet, diente das Schloss in der DDR-Zeit als „Feudalmuseum“ und beherbergt heute das Museum Schloss Wernigerode, das die reiche Geschichte der Anlage und ihrer Herrscher dokumentiert.

Schloss Wernigerode diente als Kulisse für folgende Filme:

  • Die Schule der magischen Tiere (2022/2023/2024/2025)
  • Die Gänseprinzessin (2022)
  • Das kleine Gespenst (2013)
  • Das Morphus Geheimnis (2008)
  • Plötzlich Millionär (2008)
  • Genau dieser Münchhausen (1979)
  • Schneeweißchen und Rosenrot“ (1979)