Östliche Skulpturen im Parterre des Großen Gartens mit den Figuren der Europa, Juno, Najade und Asien in den Herrenhäuser Gärten in Hannover.

Großer Garten Herrenhausen

Luftbilder und Fotos vom Großen Garten der Herrenhäuser Gärten in Hannover mit dem Parterre, dem Theater, der Großen Fontaine und den Skulpturen.

Der Große Garten in Herrenhausen zählt heute zu den bekanntesten Barockgärten Europas. Seine streng geometrische Anlage erstreckt sich auf einem von Nord nach Süd ausgerichteten Rechteck und umfasst eine Fläche, die etwa der damaligen Altstadt Hannovers um 1700 entspricht. Eine breite Graft, die den Garten an drei Seiten umgibt, hebt die Anlage deutlich aus der Landschaft hervor. Gartenseitig begleiten dreireihige Lindenalleen den Wassergraben, dessen Formgestaltung auf niederländische Vorbilder wie Het Loo oder Honselaerdyk verweist.

Ursprung und Entwicklung

Die heutige Harmonie des Gartens ist das Ergebnis eines jahrzehntelangen Entwicklungsprozesses. Bereits in den 1660er Jahren entstand unter Herzog Johann Friedrich der erste Lustgarten, dessen quadratischer Grundriss in 16 kleinere Parterres gegliedert war. Mit der Thronbesteigung Ernst Augusts 1679 und der Berufung Martin Charbonniers 1682 begann die eigentliche Glanzzeit Herrenhausens. Charbonnier, zuvor in Osnabrück für das Herrscherpaar tätig, leitete eine umfassende Erweiterung des Gartens ein. Sein Konzept sah vor, das Schloss und die Grotte mit seitlich eingefassten Heckenquartieren zu betonen und dem Garten eine klare Achsstruktur zu verleihen.

Gartentheater, Königsbusch und Orangengarten

Ein Höhepunkt der Gartenarchitektur ist das östlich gelegene Gartentheater, dessen Anlage 1689 mit der Errichtung des Galeriegebäudes in Verbindung steht. Das Freilufttheater, mit seiner an antike Amphitheater erinnernden Form, beeindruckt durch seine bleiernen, vergoldeten Skulpturen und die illusionistische Tiefenwirkung der Heckenarchitektur. Besonders bekannt sind die beiden Borghesischen Fechter, die das Bühnenportal bilden.

Zwischen Gartentheater und Orangengarten liegt der sogenannte Königsbusch – ein von hohen Hecken umschlossenes Rondell mit Bildnissen der Herzöge Georg, Ernst August und Georg Ludwig sowie der Herzogin Sophie. Dieses Ensemble würdigt die Schöpfer des Großen Gartens und das welfische Herrscherhaus.

Das berühmte Goldene Tor markiert den Zugang zum Orangengarten, der einst den Orangenbäumen während der Sommermonate als Aufstellungsort diente. Die heutige Gestalt des Gartens stammt aus den 1960er Jahren, während der Neptunbrunnen von 2008 den historischen Charakter kongenial aufgreift.

Ab 1696 wurde der Garten unter Charbonniers Leitung verdoppelt und neu gegliedert. Der ursprüngliche Lustgarten erhielt ein neues Zentrum: das Große Parterre mit ornamental bepflanzten Broderien aus Buchsbaum, Rasen, Kies und Blumen. Diese prachtvolle Anlage ist ein Sinnbild französischer Gartenkunst und erinnert an Versailles. Ein reiches Skulpturenprogramm, geschaffen zwischen 1702 und 1710, verleiht dem Parterre symbolische Tiefe. Die Figuren aus Sandstein, weiß gefasst, stellen Personifikationen der vier Erdteile, der Elemente, Jahreszeiten und Lebensalter dar. Im Zentrum visualisieren Statuen des Herkules die Tugenden und Pflichten des Herrschers.

Erweiterungen und Sondergärten

Hinter dem Großen Parterre schließen sich vier Wasserbassins – die sogenannten Schwanenteiche – und acht quadratische Sondergärten an. Diese entstanden im Zuge der Gartenrestaurierung der 1930er Jahre und zeigen exemplarisch verschiedene barocke Gestaltungsprinzipien. Ursprünglich befanden sich hier schattige Heckenquartiere, die den Übergang zum südlichen Boskettgarten bildeten.

Der „Neue Garten“ und die Große Fontäne

Der südliche Teil des Großen Gartens, der sogenannte „Nouveau Jardin“, wurde ebenfalls ab 1696 angelegt. Er besteht aus vier großen Quadraten mit sternförmig angeordneten Wegen, die sich um ein zentrales Rundbassin mit der imposanten Großen Fontäne gruppieren. Dieses Wasserwerk, ein Lieblingsprojekt Georg Ludwigs, erreichte nach jahrelangen technischen Versuchen 1721 eine Höhe von 36 Metern – heute steigt der Strahl bis zu 72 Meter auf.

Die einzelnen Gartenfelder, ursprünglich Obstquartiere, zeugen davon, dass barocke Gartenanlagen nicht nur Repräsentationsräume, sondern auch Nutzgärten waren.

Pavillons und Gartenarchitektur

An den südlichen Eckpunkten des Gartens stehen zwei Pavillons, die 1707/08 von Louis Remy de la Fosse entworfen wurden. Mit ihren achteckigen Grundrissen, ionischen Pilastern und kuppelförmigen Dächern bilden sie reizvolle Blickpunkte entlang der Hauptachsen. Der Südwestpavillon, 1752 durch einen Brand zerstört, wurde von Johann Paul Heumann als Steinbau neu errichtet. Im Inneren beeindrucken korinthische Pilaster, flache Gewölbe und Rokokostuck.

In den Nischen dieser Pavillons standen einst Büsten antiker Philosophen – Sinnbilder für die geistige Welt des Barock, in der Kunst, Natur und Wissenschaft harmonisch verschmolzen.

Die Graft und die Friederikenbrücke

Die Graft, die den Großen Garten umschließt, diente einst nicht nur der Gliederung des Gartens, sondern auch als Wasserweg für Gondelfahrten. Am nordwestlichen Ende befand sich ein kleiner Gondelhafen, an dem venezianische Gondoliere im Dienst des hannoverschen Hofes anlegten.

Mit der Anlage des Georgengartens ab 1835 wurde der Große Garten durch die Friederikenbrücke verbunden. Das von Georg Ludwig Friedrich Laves entworfene Bauwerk überspannt den Kanal ohne Stützen – eine technische Innovation der Zeit. Die kunstvoll gestalteten Gusseisengeländer mit Lorbeerkränzen und den Initialen der Königin Friederike von Hannover runden das klassizistische Ensemble ab.